Dessert
Die Kräuterwanderung, inclusive Picknick, Menü-Zubereitung und gemeinsamem genüsslichen Essen, hat insgesamt ca. 9 Stunden gedauert. Deshalb waren wir angenehm gesättigt und müde nach den drei Gängen. Aber auf so ein leckeres, leichtes Dessert wollten wir nicht verzichten. Kerstin und Ulla, immer noch voller Elan, haben es für uns alle zubereitet. Äpfel und Nusslikör stellte der Hofladen Kohler zur Verfügung in dem wir auch in dem sehr schönem Ambiente alles zubereiten und verspeisen durften. Hier Eberhards Dessert-Rezept:
Zutaten
Äpfel, Wiesen-Bärenklau, Butter, Zucker, weiße Schokolade, Nusslikör, Sahne
Zubereitung:
9 Dessert-Teller warm stellen.
Wiesen-Bärenklau-Stängel sehr klein schneiden, in Zucker karamellisieren, mit Nusslikör ablöschen und mit geriebener weißer Schokolade mischen. Die Masse unter die geschlagene Sahne heben. Die Blüten brauchen wir später als Deko.
Apfelringe, mit Schale, in Butter anbraten.
Anrichten: Auf jeden Teller drei warme Apfelringe legen, die Bärenklau-Sahne darauf dekorativ verteilen und mit den Blüten des Wiesen-Bärenklaus garnieren.
Ein relativ schnelles Dessert, das nach drei Gängen und einem langen, ereignisreichen Tag ein leckerer, leichter, fruchtiger Abschluss war.
Kräuterwanderung mit Birka
An dieser Stelle möchte ich unbedingt meinem Hund Birka ein großes Lob aussprechen, der während der Wanderung so toll war: Er blieb immer bei der Gruppe, lief mal zwischen Kore und Sabine, mal zwischen Arne und Katharina, mal zwischen Klaus und mir oder bei Fuß bei Eberhard; alles ohne einen einzigen Befehl. Er wartete, wenn wir Kräuter pflückten oder Pilze fanden, schaute immer wieder, wo ich bin und ruhte während des Picknicks, der Menü-Zubereitung und des gemeinsamen Essens, sicher auch ziemlich müde, unter dem Tisch. Besser geht es meiner Meinung nach nicht.
Ein Dank gilt aber auch allen Beteiligten, die Birka so selbstverständlich in unsere Gruppe aufnahmen, obwohl Eberhard, Kerstin und Ulla Birka ja gar nicht kannten und ein Dank an Kore für dieses tolle Foto.
Wiesen-Bärenklau - nicht zu verwechseln mit dem Riesen-Bärenklau
Während der Riesen-Bärenklau, oft besser als Herkulesstaude bekannt, ein unbeliebter Neophyt ist, da er einheimische Arten oft verdrängt und giftig ist, ist der Wiesen-Bärenklau in Europa heimisch und essbar. Beides sind Doldenblütler (Apiaceae). Im Lokalkompass sind beide Pflanzen gut vergleichend beschrieben: Herkunft und Verbreitung, Merkmale, Giftigkeit und Verwendbarkeit, Bienen- und Insektenweide. So lassen sie sich weniger verwechseln, was wichtig ist.
Riesen-Bärenklau: Eberhard erzählte davon, dass jemand statt Wiesen-Bärenklau die Blätter des Riesen-Bärenklaus sammelte und dadurch schmerzhafte Blasen und Quaddeln bekam. "Der Riesen-Bärenklau bildet photosensibilisierende Substanzen aus der Gruppe der Furocumarine, die in Kombination mit Sonnenlicht phototoxisch wirken. Berührungen in Verbindung mit Tageslicht können bei Menschen und anderen Säugetieren zu schmerzhaften Quaddeln und Blasen führen, die schwer heilen und wie Verbrennungen erscheinen (Photodermatitis). Es wird deshalb empfohlen, beim Umgang mit der Pflanze vollständige Schutzkleidung zu tragen, zu der auch ein Gesichtsschutz gehört.".(wikipedia: Riesen-Bärenklau) Die hier noch genauer beschriebenen gesundheitlichen Schädigungen sind enorm. Also, Vorsicht bei diesem nicht einheimischen Doldenblütler!
Engelwurz: Manche würden den Riesen-Bärenklau auch mit den Engelwurzen (Angelica) verwechseln, sagte uns Eberhard. Die Engelwurzen sind ebenfalls Doldenblütler. Ihre Samen sind gut für Brote geeignet, erzählte er uns. Durch den Anis-Duft dieser Samen sei es in Bayern Brauch sie besonders in der Adventszeit zu verwenden.
Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) möchte ich dann doch besser mit einem Kräuterkundigen wie Eberhard sammeln. Er zeigte uns, dass er sich gut an dem kantigen, gefurchten Stengel erkennen lässt. Die Rotfärbung der Stängel erklärte er so: Bei größerer Kälte oder Wärme würden Anthocyane gebildet, als Hitze- und Kälteschutz.
"In den Pflanzen liegen die Anthocyane zusammen mit anderen natürlichen Farbstoffen wie den chemisch eng verwandten Flavonen, den Carotinoiden, Anthoxanthinen und Betalainen vor. Sie sind neben diesen auch für die Färbung der Blätter im Herbst verantwortlich, wenn die Photosynthese eingestellt und das Chlorophyll nicht neu gebildet wird. Auch bei noch relativ jungen Pflanzen, bei denen die Chlorophyll- und Wachsproduktion noch nicht eingesetzt hat und die somit vor UV-Licht ungeschützt wären, werden vermehrt Anthocyane produzier." (wikipedia: Anthocyane) Die jungen Blätter lassen sich gut für Wildgemüse und Pesto verarbeiten, sagte Eberhard. Sie würden besonders viel Vitamin C und die für uns wichtigen Mineralstoffe Kalium und Magnesium (in Form ihrer Salze) enthalten. Wenn es sehr sonnig und heiß ist, könnten Menschen aber auch auf ihren Pflanzensaft allergisch reagieren. Also, unter den oben angegebenen Bedingungen ist auch hier Vorsicht angebracht. Der Wiesen-Bärenklau sei aber nicht nur für uns eine aromatische Delikatesse, sondern wichtig für sehr viele Insekten.
Weitere Wildkräuter und ihre Verwendung
Bei unserer Kräuterwanderung hat Eberhard uns noch auf weitere Wildkräuter aufmerksam gemacht und uns kurze Tipps zur Verwendung gegeben:
Beinwell (Symphytum L., Raublattgewächse, s. links im Bild): Die Blätter könnten wir ausgerollt mit Camembert und Zitrone als köstlichen, schnell zuzubereitenden Snack reichen. Die Käse-Beinwell-Röllchen sollten mehrere Stunden ziehen. Der Burggarten Blankenberg empfiehlt eine ähnliche Zubereitung als "Blätterhäppchen", mit Rezept. Siehe auch meinen blog-Artikel zu Wildkräutern in der Küche
Gundermann (Glechoma L. Lippenblütler): Ihn empfiehlt Eberhard z.B. zu Lammgerichten, kleingeschnitten als Pfefferersatz. Wir haben auch von ihm einige Blätter gesammelt. Er ist weit verbreitet. So finden wir ihn z.B. auch an vielen Stellen in unserem Garten. Mehr zum Gundermann in meinem blog-Artikel Unterschätzte Wildkräuter.
Mädesüß (Filipendula MILL:, Rosengewächse): Eberhard erzählte uns, dass es dem gemähten Gras die Heusüße verleihe und verriet uns ein Rezept für ein sektähnliches Getränk. Dazu sollen wir 15 bis 20 Blüten auf 3-4 l Wasser geben und 2-3 Scheiben Zitrone dazu. Nach einiger Zeit beginne das Getränk wie Sekt zu sprudeln. Das Mädesüß enthalte Salicylsäure. "Sie ist auch unter dem Namen Spirsäure bekannt, da sie aus dem Saft der Spierstaude, auch Mädesüß, gewonnen werden kann. Von der Bezeichnung Spirsäure leitet sich auch der Markenname Aspirin für die Acetylsalicylsäure ab: Acetylspirsäure. Die Salze der Salicylsäure heißen Salicylate." (wikipedia: Salicylsäure)
Rainkohl (Lapsana L., Korbblütler), von dem wir auch ein paar Blätter gesammelt haben: Seine Blätter würden sich vor allem im Frühjahr für Salat und Rührei eignen.
Leider weiß ich nicht wann bzw. wo wir die Gundermann- und Rainkohlblätter in unserem Menü verarbeitet haben. Vielleicht wissen die anderen Gruppenmitglieder das noch und verraten es mir.
Wir haben zusammen viel gelernt, hatten viel Freude miteinander an der Natur, dem gemeinsamen Zubereiten und dem Essen, haben uns angeregt unterhalten und dazu die regionalen Weine genossen. Eberhard hat uns mit seinem Wissen, seinen Rezepten und der perfekten Vorbereitung des Tages so verwöhnt. Er hat einen Tag vorher den Wald abgesucht, um zu sehen, was wir alles an Wildkräutern und Pilzen finden können. Er hat danach die Rezepte ausgesucht, für das Picknick Kräuterquark und Brot zubereitet und zusammen mit Prosecco und Holunderblütensaft vorher alleine zu dem wunderschönen Picknick-Ort getragen. Auch alle Haushaltsgeräte, die wir zur Zubereitung des Menüs brauchten sowie einige Zutaten hat er zu Kohlers Hofladen mitgebracht. Was für ein interessanter, schöner, bunter Herbsttag, mit so vielen wunderbaren Eindrücken und Genüssen!
Es hat mir viel Freude gemacht beim Schreiben der blog-Artikel den Tag noch einmal Revue passieren zu lassen und als Anregung habe ich dieses Mal für mein Kräutersalz nicht nur Rosmarin, Salbei, Thymian und Zitronenmelisse genommen, sondern zusätzlich Brennesseln, Giersch und Gundermann aus unserem Garten und der näheren Umgebung. Es ist meines Erachtens dadurch um einiges köstlicher.
Vielen Dank Eberhard für diesen unvergesslichen Tag!