Mein Naturtagebuch
Seit dem Anlegen eines Herbariums für meine Ausbildung zur pharmazeutischen Vorexaminierten, vor langer Zeit, habe ich zunehmend Freude daran entwickelt bei jedem Spaziergang auf Pflanzen am Wegesrand zu achten und immer wieder versucht sie zu bestimmen. Als meine Söhne klein waren, haben sie mit Begeisterung einige Namen zusammen mit mir gelernt und ein paar bis heute behalten, z.B. Digitalis purpurea für Roten Fingerhut und Tussilago farfara für Huflattich. Heute hab ich im Garten zufällig schon die erste Huflattichblüte entdeckt, die vor den Blättern erscheint.
Durch meinen Mann habe ich viel Freude daran bekommen die verschiedenen Vögel, die unseren Garten besuchen und die wir unterwegs sehen, zu beobachten, zu unterscheiden. Das Tolle daran ist, dass ich immer mehr in meiner nahen Umgebung entdecke, mein Blick ins Kleine immer größer wird und unser Garten, der tägliche Spaziergang mit Birka, meinem Hund, zu jeder Jahreszeit immer auch eine Entdeckung ist. Auf dem Bild ist z.B. ein Gimpel- oder Dompfaff-Pärchen zu sehen, das zur Zeit wieder unseren Garten besucht und das ich immer mal wieder auf meinem Spaziergang zur Halde Rheinelbe sehe. Für mein Naturtagebuch habe ich es mit Aquarellstiften gemalt.
Durch meine Freundin Petra, die mich auf das Buch "Herbarium" von Rosa Luxemburg aufmerksam gemacht hat, kam mir die Idee, nicht nur ab und zu Pflanzen zu bestimmen, zu pressen und zu verwahren, sondern systematischer im neuen Jahr ein Herbarium anzulegen. Da ich mich aber auch sehr für die Tiere in meinem nahen Umfeld interessiere, ist die Idee eines Natur-Tagebuchs entstanden. Inspiriert haben mich dazu die Bücher meiner Freundin Ingrid: "Vom Glück mit der Natur zu leben - Das Tagebuch der Edith Holden", und Jürgen Dahl: "Nachrichten aus dem Garten".
Pflanzen sammeln, bestimmen, pressen
Zuerst einmal hat mein Mann mir eine neue Pflanzenpresse gebastelt (DIN A 4), deren Gestaltung mit Japanischem Stauden-knöterich mir Spaß gemacht hat. Dieses Knöterichgewächs wächst an der Halde Rheinelbe und lässt sich z.B. zum Dekorieren und zum Bau einer Flöte verwenden. Auf der Seite der UNI Münster findest du eine Anleitung: "Wir bauen eine Pflanzenpresse". Ich habe die gepressten Pflanzen mit mattem Acryl-Binder auf der Holzplatte fixiert und mein Mann hat die Oberseite dann anschließend vorsichtig lackiert. Meine alte, gekaufte, Pflanzenpresse, (19 x 19 cm) war für manche Pflanzen doch etwas klein.
Wenn ich spazieren gehe, habe ich immer eine Kamera und eine verschließbare Plastiktüte dabei, um neu entdeckte Pflanzen fotografieren zu können und sie, so wenig wie möglich, zum Bestimmen und Pressen mit nach Hause nehmen zu können. Was du beim Sammeln der Pflanzen beachten solltest - Ausrüstung, Naturschutz, Sammelziel - findest du hier: "Sammeln von Pflanzen"
In meiner Ausbildung in der Apotheke und an der UNI habe ich gelernt Pflanzen mit dem Schmeil-Fitschen zu bestimmen. Das ist für Einsteiger_innen aber sicher nicht einfach. Mir hilft "Pareys Blumenbuch" immer gut. Es ist bei jedem meiner Urlaube innerhalb Deutschlands und Nordwesteuropas dabei und hier trage ich auch immer ein, wann und wo ich die so bestimmte Pflanze gefunden habe. Für den Alltagsgebrauch ist es in meinen Augen sehr hilfreich. Am einfachsten ist es Pflanzen an ihren Blüten zu unterscheiden; siehe dazu auch "Wie kann man Pflanzen an ihren Blüten unterscheiden?" der UNI Münster und "online Pflanzenbestimmung". Mir haben geführte Exkursionen zur Bestimmung von Pflanzen und Tieren immer sehr viel Freude gemacht und ich habe viel dabei gelernt: Z.B. an der UNI Münster, im botanischen Garten in Münster, in der Zeche Zollverein und auf verschiedenen Halden in Gelsenkirchen. Siehe z.B. meine blog-Artikel: "Schmetterlinge auf Zollverein", zur Kräuterwanderung auf der Rungenberghalde, zur Kräuter-Pilz-Wanderung im Schwarzwald. Sicher gibt es mittlerweile an vielen Orten solche geführten Exkursionen, z. B. vom NABU.
Die UNI Münster hat auch eine kurze Anleitung zum Pressen der Pflanzen für diejenigen, die damit beginnen möchten. Mit gepressten Pflanzen kann ich ja nicht nur ein Herbarium anlegen, sondern sie auch für Bilder, Geschenkkarten, Lesezeichen und vieles mehr verwenden.
Mein erste Seite: Der Löwenzahn
Hier schon einmal die erste Seite meines Tagebuchs von unserem Neujahrsausflug ins Münsterland und weiteren Spaziergängen in meiner Nähe. Ich war so überrascht bereits im Januar, bei frostigem Wetter, schon einige Löwenzahnblätter zu finden. Das ist ein schönes Beispiel dafür, dass ich immer mehr sehe, je länger ich mit offenen Augen für die Natur in meiner unmittelbaren Umgebung unterwegs bin; denn ich hatte Löwenzahnblätter bisher noch nie so früh wahrgenommen.
Mich interessiert auch immer welche Wirkung die Pflanzen haben und wozu sie verwendet werden können. Der Löwenzahn (Taraxum) aus der Familie der Korbblütler, Köpfchenblütler (Asteraceae), ist ein Wildkraut, das vom Geschmack her ein wenig an Chicoree erinnert aber laut Ursula Stratmann mehr als 10 mal so viel Vitamin B1 und Vitamin C enthält wie Chicoree (Chicoree: 18mg/100g Vitamin B1, 10mg/100g Vitamin C , Löwenzahn: 200mg/100g Vitamin B1, 113mg/100g Vitamin C). "Entgiftet, regt Leber und Niere an, ist krebsvorbeugend ..." (U. Stratmann "Mein Stadtkräuterbuch")
Sehr ausführliche Informationen über Inhaltsstoffe und Verwendung der Pflanzen finde ich immer in der Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen. Hier steht auf S. 401 z.B., dass die jungen, frischen Löwenzahnblätter sich von März bis Juni gut für Rohkost und Salate eignen; dazu ist es jetzt wohl noch zu früh. Es ist schon faszinierend zu lesen wie viele und welche Inhaltsstoffe der Löwenzahn hat und wie vielfältig seine Verwendungsmöglichkeiten sind. Auch die Blütenknospen und Blüten sind danach essbar, aber die entwickeln sich auf jeden Fall erst später. Mehr dazu ab März.
Zu welcher Pflanze die Blättchen links neben dem Löwenzahn gehören weiß ich noch nicht und hoffe, dass ich sie bestimmen kann, wenn die Blüten zu sehen sind. Ich meine, dass sie auch in meinem Garten wächst. Dazu ist dieses Tagebuch dann auch toll: Ich kann später die Blätter, zusammen mit der Blüte, mit diesen Blättchen vergleichen.
In meinem nächsten blog-Artikel werde ich weitere Pflanzen zeigen, die ich im Januar und Februar gefunden habe, einige sind Heilpflanzen oder giftige Pflanzen, ich habe weitere Zeichnungen von ausgewählten Vögeln gemacht, die ich in den beiden Monaten beobachten konnte und noch andere Tiere beobachtet.
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